
Bubenpädagogik
Das Lehrmittel bewegte Geschichten wurde als Lese- und Lernmethode entwickelt, mit dem Fokus leseschwache oder lesemüde Jungen zusätzlich zu motivieren und zu fördern. Dies bildet den Ausgangspunkt für die Auswahl eines Teils der Geschichten mit jungenspezifischen Themen, aber auch die Verknüpfung mit den verschiedenen Übungen, die auf Kooperation und Bewegung bauen. Dementsprechend hoch ist die Gewichtung von gut geübten Auftritten vor einem Gastpublikum. Dabei bekommen die Jungen Anerkennung von aussen, sie bekommen direkte Rückmeldungen zum selbständigen Auftritt, zu ihren Lernfortschritten und zum Vorlesen. Die meisten Programmdurchführungen werden von einem Coach von bewegte Geschichten angeleitet, welcher als lesender Bubenpädagoge in die Klasse kommt.
Buben und Mädchen: getrennt - zusammen
Mit dem regelmässigen Einsatz von bewegte Geschichten im Unterricht wird der Einbezug der Mädchen folgerichtig. Diese Ausweitung auf die Teilnahme beider Geschlechter bedingt den Fokus auf die geschlechtsspezifische Sozialisation von Jungen und Mädchen zu richten. Die Qualität des jungenspezifischen Programmaufbaus wird weiterhin beibehalten, der Fokus auf Mädchen erweitert. Es kommen neue Geschichten speziell für Mädchen dazu. Diese werden im Login-Bereich auf der Internetseite vorgestellt.
Genderkompetenz in der Umsetzung
Sowohl das Leseverhalten, wie auch die Lesemotivation unterscheiden sich tendenziell nach Geschlecht, dies wurde in bewegte Geschichten in der Programmentwicklung berücksichtigt. Entscheidend in der Durchführung von bewegte Geschichten in einer Klasse, meist in einer geschlechtergemischten Gruppe, ist eine gendersensible Didaktik. Weibliche und männliche Sozialisation hat einen Einfluss auf das Lernen. Es ist eine Komponente, die für einen guten Lernerfolg berücksichtigt werden muss.
Die Beschäftigung mit bewegte Geschichten in einer geschlechtergemischten Gruppe darf nicht zur «Lernfalle» für die Jungen werden. Wo reale Unterschiede in Leseleistung und Lernverhalten zwischen Mädchen und Jungen bestehen, dürfen diese den Programmzielen nicht entgegen wirken. In einem Programm zur Verbesserung der Lesekompetenz und Lernmotivation ist es wichtig, die unterschiedliche Sozialisation von Buben und Mädchen zu berücksichtigen und zu nutzen, beispielsweise in der Arbeit in geschlechtergetrennten Gruppen oder im Motivationszugang über spezifische Buben- und Mädchengeschichten.
Die Lehrpersonen kennen die Klasse und die einzelnen Kinder und Jugendlichen am besten, um zu entscheiden, wann im Programm eine Aufteilung nach Geschlecht sinnvoll und angesagt ist. In der Regel wird in bewegte Geschichten bei der Gruppenarbeit die Geschlechtertrennung empfohlen. Jungen- und Mädchengruppen üben mit verschiedenen Geschichten, so kommt es weniger zu einem Leistungsvergleich. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich Jungen- und Mädchengruppen gegenseitig ihre bewegte Geschichte präsentieren können. Reflexions- und Feedbackrunden sind ein wichtiger Bestandteil bei bewegte Geschichten. Wenn sie aufgeteilt nach Buben- und Mädchengruppen durchgeführt werden, ist ihre Wirkung meist stärker.